«Wie die Wanze wüten kann»: Kleine Insekten, grosse Gefühle

Shownotes

Ende November kehrt das Stück «Wie die Wanze wüten kann» vom Theater Max auf die Bühne zurück. Das Kindertheater mit Livemusik erzählt von grossen Gefühlen in der Insektenwelt und wird neu in Gebärdensprache übersetzt. So sind die Aufführungen in Bern auch für Kinder mit Hörbehinderungen zugänglich.

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00:00:01: [Signet] Stiftung Denk an mich:

00:00:03: Die Solidaritätsstiftung von SRF, die Ferien

00:00:07: und Freizeitaktivitäten für Menschen mit Behinderungen unterstützt.

00:00:13: [Moderator SRF 1] Habt ihr schon mal etwas von der Berner

00:00:14: Theatergruppe Theater Max gehört?

00:00:17: Das Theater Max, das dieses Wochenende klein und

00:00:19: gross in die Welt der Insekten entführt, nämlich

00:00:22: mit der Wiederaufnahme des Stücks «Wie die Wanze

00:00:24: wüten kann».

00:00:26: Es erzählt die Geschichte von ganz kleinen Lebewesen,

00:00:28: die grosse Gefühle durchleben.

00:00:31: Vor allem geht es um den Umgang mit

00:00:32: der Wut, die häufig unterdrückt und missverstanden wird.

00:00:36: Dabei hat die Wut auch durchaus seine positive

00:00:39: Seite.

00:00:40: Zuerstmals wird die Geschichte auch für Kinder mit

00:00:42: Hörbehinderungen aufgeführt und in Gebärdensprache übersetzt.

00:00:45: Dank eurer Spenden an die Stiftung Denk an

00:00:48: mich ist das überhaupt möglich.

00:00:50: Pascale Folke hat mit dem Theaterpädagogen und Schauspieler

00:00:53: Christoph Hebing über das besondere Bühnenprojekt gesprochen.

00:00:59: [Pascale Folke] Auch er schlüpft gerade in mehrere Insektenrollen.

00:01:02: [Christoph Hebing] In diesem Stück habe ich fünf.

00:01:04: Das ist ein Ameisenlöwe, eine Feuerwanze, ein Kamelholzflieger,

00:01:09: ein Bienchen und ein Regenwurm.

00:01:12: [Pascale Folke] Es krabbelt, summt und raschelt auf der Bühne:

00:01:15: lauter kleine Insekten, die durch den Alltag stolpern,

00:01:19: Freude erleben, aber auch Sorgen haben und mit

00:01:21: grossen Gefühlen kämpfen.

00:01:23: Z.B. mit der Wut, wenn wieder mal

00:01:26: etwas in die Hose geht.

00:01:27: Wie es halt so ist im richtigen Leben.

00:01:30: [Christoph Hebing] Es gibt zum Beispiel die Libelle, die immer

00:01:32: extrem wütend ist, weil sie eigentlich Wasser braucht,

00:01:37: um zu überleben.

00:01:38: Und jetzt, wenn es regnet, lebt sie an

00:01:39: einem Ort, an dem das Wasser immer sofort

00:01:41: versickert.

00:01:42: Sie ärgert sich darüber, dass das Wasser immer

00:01:45: permanent versickert.

00:01:47: Dann gibt es auch noch ein Bienchen, eigentlich

00:01:49: eher eine Hummel.

00:01:51: Diese Hummel wurde früher immer gemobbt.

00:01:55: Es hat sich dann auch wahnsinnig darüber geärgert,

00:01:59: hat aber jetzt die Wut irgendwie überwunden.

00:02:02: Dann gibt es eine Fliege, die versucht

00:02:04: fliegen zu lernen, aber es nicht schafft.

00:02:07: Irgendwann ärgert sie sich so stark, dass sie

00:02:10: es nicht schafft.

00:02:11: Plötzlich kann sie es.

00:02:12: Es geht darum, wo Wut hilft und wo

00:02:17: sie auch stört.

00:02:18: [Pascale Folke] Wut ist ein Gefühl, das zum Menschsein

00:02:20: dazugehört, das oft aber auch unterdrückt wird, obwohl

00:02:24: es eigentlich auch ein Ventil sein kann, um

00:02:26: etwas zu verändern.

00:02:28: [Christoph Hebing] Wut ist ja nicht per se etwas Schlechtes.

00:02:31: Aus Wut kann ja auch eine Handlung oder

00:02:35: eine Reaktion entstehen, die plötzlich etwas daraus wird.

00:02:40: Z.B. die Fliege, die plötzlich fliegen kann,

00:02:44: weil sie so lange versucht, bis sie es

00:02:46: plötzlich schafft.

00:02:47: Oder aus dieser Wut auch sich so bewegt,

00:02:50: dass sie es plötzlich kann.

00:02:51: Vorher macht sie es einfach nur über den

00:02:52: Kopf.

00:02:52: Sie sagt, sie müsse das machen und danach

00:02:54: das machen und bringt das Zeug einfach nicht

00:02:58: zusammen.

00:02:59: [Pascale Folke] Es ist ein Theaterstück, das unsere Gefühlswelten sensibilisiert.

00:03:03: Mit bunten Kostümen, viel Bewegung, Mimik und Gestik

00:03:07: ohne grosse Worte.

00:03:08: Darum eine ideale Inszenierung für Kinder mit Hörbehinderungen.

00:03:13: [Christoph Hebing] Ich glaube, es ist schon das Visuelle.

00:03:15: Das Stück ist so gebaut, dass man sieht,

00:03:18: wie die Tiere sich bewegen.

00:03:20: Wir haben es auch so installativ inszeniert, dass

00:03:24: es den Lebensraum darstellt, in dem sich die

00:03:29: Tiere bewegen, obwohl es auch eine etwas abstrakte

00:03:32: Form ist.

00:03:33: Es hat keine Blätter am Boden.

00:03:35: Es ist ein schwarzer Boden.

00:03:38: Trotzdem ist es so, dass der Stein dort,

00:03:39: wo sie sind, so gebaut ist, dass man

00:03:42: sich in diesem Stein verstecken und sich bewegen

00:03:47: kann.

00:03:47: Plötzlich ist das Tier da.

00:03:49: Das Tier ist da, wo es sich bewegen

00:03:49: kann.

00:03:49: Das sind die Momente, die fast wie Zauberei

00:03:53: sind.

00:03:54: [Pascale Folke] Eine gehörlose Künstlerin wird die Geschichte in Gebärdensprache übersetzen,

00:03:58: begleitet von einer hörenden Dolmetscherin.

00:04:01: Eine sogenannte

00:04:02: Tandem-Übersetzung.

00:04:04: [Christoph Hebing] Das heisst, wir spielen, dann sitzt die Person,

00:04:07: die hörend ist, im Publikum und übersetzt das,

00:04:11: was sie von uns hört,

00:04:16: simultan für Menschen, die nicht hören, die

00:04:20: Gebärdensprache spricht.

00:04:23: [Pascale Folke] Das Theater, die Kultur, das sei ein wichtiger

00:04:25: Ort für Inklusion und wirke am stärksten, wenn

00:04:29: alle daran teilhaben können, ist Christoph Hebing überzeugt.

00:04:32: [Christoph Hebing] Grundsätzlich finde ich, dass das Theater für alle

00:04:34: zugänglich sein soll.

00:04:36: Ich habe selbst sehr viele Projekte für Menschen

00:04:40: mit Beeinträchtigungen in jeder Form.

00:04:43: Ich finde es cool, weil die Reaktionen oft

00:04:46: ganz anders sind.

00:04:49: Ich finde es auch gut für eine Gesellschaft,

00:04:51: wenn man keine Barrieren hat.

00:04:55: Wir versuchen wirklich, so zu arbeiten, dass alle

00:04:59: Menschen an einem Projekt arbeiten können, egal, woher

00:05:04: sie kommen und welchen Hintergrund sie haben.

00:05:07: [Pascale Folke] "Wie die Wanze wüten kann" wird am 30.

00:05:11: November im Theaterraum der Jungen Bühne Bern in

00:05:15: Gebärdensprache aufgeführt.

00:05:17: Weitere Vorstellungen gibt es im Anschluss für Sprachheilschulen.

00:05:39: [Signet] Mehr Informationen auf denkanmich.ch.

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